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Wasserkraftwerk in der Schweiz

Wasserkraft: Vorteile und Probleme

Wasserkraft ist nicht automatisch «grün» oder «Ökostrom». Denn Wasserkraftwerke beeinträchtigt die ökologische Funktionsfähigkeit der betroffenen Gewässer oft sehr stark. Der WWF setzt sich daher für eine umweltverträglichere Nutzung der Wasserkraft ein.

Wasserkraftwerke und die Schweiz

Wasserkraftnutzung in der Schweiz

Genutztes Potenzial95%
Nicht genutztes Potenzial5%

Die Nutzung der Wasserkraft ist in der Schweiz im weltweiten Vergleich ausserordentlich hoch. Mehr als 95 Prozent des Potenzials sind bereits genutzt.

Hohe Berge und viele Bäche und Flüsse: Die Schweiz ist wie gemacht dafür, Strom aus Wasser zu gewinnen. Die Wasserkraft wird in der Schweiz im internationalen Vergleich denn auch ausserordentlich stark genutzt. Mehr als 95 Prozent des effektiv nutzbaren Potenzials der Wasserkraft ist in der Schweiz bereits ausgeschöpft.



Was erfreulich für die Produktion von erneuerbarer Energie ist, birgt Gefahren in anderen Bereichen. Denn Wasserkraft ist nicht automatisch umweltverträglich. So sind viele Flüsse und Bäche bedroht, weil wir sie mit Kraftwerken verbauen. Denn Fliessgewässer werden zur Stromerzeugung in der Regel gestaut, geflutet oder in dunkle Stollen abgezweigt. Alles in allem ist die Wasserkraft ein wichtiger Grund für den desolaten ökologischen Zustand vieler heimischen Gewässer. Mehr als 2700 Kilometer der Schweizer Flüsse liegen trocken oder führen zu wenig Wasser. Zusätzlich sind etwa 60 Prozent der heimischen Fisch- und Krebsarten ausgestorben oder vom Aussterben bedroht.



Und die Zeichen stehen auch künftig nicht auf Entspannung: Hunderte neue Kraftwerke sind geplant, insbesondere vom Bund geförderte Kleinkraftwerke. Sie drohen, die letzten noch verbliebenen wertvollen und ungenutzten Gewässer zu zerstören – für eine Steigerung der Schweizer Stromproduktion um wenige Prozent. 

 

Für eine umweltverträgliche Wasserkraft

«Die Nutzung der letzten noch naturnah verbliebenen Gewässer kann keinen massgeblichen Beitrag für die Energiewende leisten: Hier hat die Erhaltung der Biodiversität und der Landschaft Priorität.»

Die Gesundheit unserer Gewässer ist ein Gut, das es um jeden Preis zu schützen gilt. Denn ohne gesunde Gewässer kein gesundes Trinkwasser. Aber Wasser stillt mehr als «nur» unseren Durst: Unsere Flüsse und Bäche spielen auch bei der Abwasserreinigung, beim Hochwasserschutz und der Bewässerung eine wichtige Rolle. Dazu kommt die wichtige ökologische Funktion von Gewässern: Unsere Seen und Tümpel sind Lebensraum für eine Vielzahl an Pflanzen und Tieren.

Damit unsere Gewässer alle diese Funktionen auch in Zukunft erfüllen, brauchen wir freifliessende und natürliche Flüsse, Bäche und Seen. Der Schutz der verbliebenden unberührten Gewässer ist entsprechend von erstrangiger Wichtigkeit.

Primär geht es darum, alternative erneuerbare Energien – jenseits der Wasserkraft – zu fördern. Die Verlagerung der Energiewende auf einen Ausbau der Sonnenenergie und auf die Reduktion der Energieverschwendung lohnt sich nicht nur für die Biodiversität, sondern ist auch wirtschaftlich sinnvoll.

Bei der Wasserkraft liegt der Fokus auf der ökologischen Sanierung und der Optimierung bestehender Wasserkraftanlagen. Nur mit der Sanierung werden die gesetzlichen Vorgaben im Gewässerschutz eingehalten. Damit werden die negativen Auswirkungen der Wasserkraft auf die Natur reduziert und die Gewässer wieder lebendiger und artenreicher.

Beim weiteren Ausbau gilt es, gezielt auf Winterspeicherenergie sowie auf bereits vorbelastete Standorte zu fokussieren. Mit der Erhöhung bestehender Stauseen lässt sich der zusätzliche Schaden an der Natur begrenzen. Diese Massnahme muss gegenüber Ersteingriffen in wertvolle Naturräume priorisiert werden. Gefördert werden sollen insbesondere Anlagen, die Winterspeicherenergie für den Winter bei minimaler Beeinträchtigung von Natur und Landschaft liefern. Vereinzelt kann auch bei neuen Wasserkraftprojekten der Beitrag zur Versorgungssicherheit den Schaden an der Natur überwiegen. Sie müssen jedoch in eine übergeordnete Planung eingebettet sein, begleitende Massnahmen zum Schutz der Natur enthalten und umwelt- und naturschutzrechtliche Vorgaben einhalten.

Sind Staudämme ein Problem für unsere Fische?

Um Strom aus Wasserkraft zu gewinnen, wird in der Schweiz an über 1400 Stellen Wasser aus Bächen und Flüsse entnommen oder in Stauseen zurückgehalten. Entscheidend für die Umweltverträglichkeit ist dabei, wie viel «Restwasser» unterhalb der Anlage im Gewässer verbleibt. Trotz Restwasserregelungen führen viele Bäche und Flüsse unterhalb von Wasserentnahmen zu wenig Wasser, als dass Fische und andere Lebewesen überleben könnten. Die Restwasserbestimmungen gehören zu den Vorschriften im Schweizer Umweltrecht, die am wenigsten umgesetzt werden.

Ausserdem verhindern 100'000 Hindernisse in den Gewässern die freie Wanderung von Wasserlebewesen. Fische können ihre Laich- oder Nahrungsgründe nicht mehr erreichen oder verenden in Turbinen.

Gefährdet die flexible Stromproduktion die Biodiversität in den Gewässern?

Die flexible Stromproduktion, vor allem aus Speicherkraftwerken, verursacht täglich extreme künstliche Schwankungen des Wasserstands. Beim «Schwall» wird das unter dem Kraftwerk liegende Gewässer innert kurzer Zeit überflutet. Beim «Sunk» wiederum sinkt der Abfluss auf ein Niveau, das oft unter dem minimalen natürlichen Wasserstand liegt. Diese Hoch- und Niederwasser gefährden Lebewesen in den Gewässern: Sie werden bei Schwall fortgespült und liegen bei Sunk auf dem Trockenen. Zusätzlich machen ihnen die massiven Veränderungen der Wassertemperatur zu schaffen.

Darüber hinaus sind Wasserkraftwerke mitverantwortlich für die Unterbrechung des natürlichen Transports von Geschiebe in unseren Bächen und Flüssen. Weiter unten fehlen dann Kies und Sand, zentrale Bausteine für viele Lebensräume und für die Fortpflanzung vieler Arten.

Sind Wasserkraft und Naturschutz nicht miteinander vereinbar?

Strom aus Wasserkraft und Naturschutz müssen sich nicht ausschliessen. Dies zeigt uns unsere langjährige Zusammenarbeit mit der Nant de Drance SA beim Bau des neuen Pumpspeicherkraftwerks im Wallis. Gemeinsam mit der betroffenen Bevölkerung, mit Regierungsvertretern und der Kraftwerkbetreiberin wurden insgesamt 15 Massnahmen erarbeitet, die dem Schutz der örtlichen Natur und Artenvielfalt zugutekommen.

Beispielsweise wurden Abschnitte des Trient renaturiert und rund 30 Hektaren Feuchtgebiete aufgewertet. Die Massnahmen wirken: Die im Wallis seltene Gelbbauchunke wurde in den neu gestalteten Lebensräumen gesichtet. Dies zeigt, dass die Balance von Stromproduktion und Naturschutz möglich ist.

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Positives Beispiel: Fischtreppe an der Mosel bei Koblenz
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Vertical-Slot-Pass aus Koblenz an der Mosel

Positives Beispiel: Fischtreppe an der Mosel bei Koblenz

Das unternimmt der WWF im Bereich Wasserkraft:

Der WWF Schweiz setzt sich seit vielen Jahren auf unterschiedlichen Ebenen für eine umweltfreundlichere Wasserkraft ein. Konkret heisst das:

  • Gemeinsam mit Partnern entwickelt der WWF Schweiz Lösungen für eine nachhaltige Stromversorgung, die zuerst auf Effizienz und noch wenig genutzte Potenziale wie Photovoltaik setzt, damit die letzten noch natürlichen Gewässerperlen nicht für vernachlässigbare Strommengen verloren gehen.
  • Der WWF setzt sich für den Schutz der letzten wertvollen Gewässer ein: Wir fordern, dass sich der Wasserkraft-Ausbau auf die Optimierung der bestehenden Anlagen konzentriert.
  • Der WWF fordert bei Kraftwerken funktionstüchtige Auf- und Abstiegsanlagen für Fische und einen fachgerechten Unterhalt sowie eine Überwachung der Wanderhilfen.
  • Wir setzen uns für die Verbesserung der gesetzlichen Regelungen in diesem Bereich ein und nutzen das Verbandsbeschwerderecht, um besonders schädliche Projekte in wertvollen Gebieten zu verhindern.
  • Der WWF hat sich gemeinsam mit Partnern erfolgreich für die Änderung des Gewässerschutzgesetzes eingesetzt. Dieses verpflichtet die zuständigen Behörden und Kraftwerkbetreiber seit 2011 dazu, die Beeinträchtigung der Gewässer durch die Wasserkraftnutzung auf ein akzeptables Niveau zu reduzieren. Unsere Flüsse sollen angemessene Restwassermengen erhalten, Schwall-Sunk soll begrenzt werden, die Fischwanderung und der Transport von Geschiebe wieder möglich gemacht werden.

Der WWF Schweiz engagiert sich für eine konsequente ökologische Sanierung der bestehenden Wasserkraftanlagen. Anhand von Informationen zum Zustand der Fliessgewässer und zum Stand der Sanierungen priorisieren wir die zu sanierenden Einzugsgebiete und Gewässer. Wir setzen uns mit Betreibern und zuständigen Behörden an einen Tisch und verhandelt über Auswahl, Umfang und Zeitpunkt der Sanierungsmassnahmen. Wo gesetzliche Anforderungen nicht eingehalten werden, setzten wir uns mit dem Verbandsbeschwerderecht für die Natur ein und sichern so die Interessen der Öffentlichkeit im Bereich Natur- und Gewässerschutz.

Das können Sie tun

Setzen Sie auf Ökostrom: Nur das Ökostromlabel «naturemade star» sichert in der Schweiz eine ökologische Stromproduktion aus Wasserkraft. Mit einer WWF-Mitgliedschaft geben Sie unserer Stimme politisch mehr Gewicht. Mit einer Patenschaft für die Alpen helfen Sie dem WWF, die wertvollen Lebensräume in den Alpen zu schützen. Und mit einem Engagement für ein Revitalisierungsprojekt in Ihrer Gemeinde können Sie selbst einen Beitrag für die Verbesserung unsere Gewässer leisten.

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Frau steht lächelnd am Bahnhof

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Sonne geht hinter der Erde unter

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